Mars-Fund lässt erstaunlichen Schluss zu: Gab es dort einst eine Art tropischen Regenwald?
Mars-Gesteinsbrocken in weißer Farbe im Jezero-Krater verblüffen Wissenschaftler. Ihre Herkunft liegt im Dunkeln, ihre Bedeutung für die Mars-Geschichte ist gewaltig.
Weiße Punkte auf rotem Grund – was der NASA-Rover „Perseverance“ im Jezero-Krater auf dem Mars entdeckt hat, könnte die Vorstellung vom roten Planeten revolutionieren. Die hellen Gesteinsbrocken sind Kaolinit-Ton, ein Material, das auf der Erde vor allem dort entsteht, wo es Millionen Jahre lang regnet: in tropischen Regenwäldern. Die Entdeckung legt nahe, dass der heute eiskalte und staubtrockene Mars einst ein warmer, feuchter Planet mit einem regenreichen Klima war.
Die Forschungsergebnisse wurden in einer Fachzeitschrift veröffentlicht. „Wenn man Kaolinit an einem Ort wie dem Mars sieht, wo es karg und kalt ist und mit Sicherheit kein flüssiges Wasser an der Oberfläche gibt, dann sagt uns das, dass es einst viel mehr Wasser gab als heute“, erklärt Erstautor Adrian Broz, ein Postdoktorand an der Purdue University.
Weiße Steine auf dem Mars zeigen, dass der rote Planet einst anders war
Auf der Erde findet man Kaolinit-Ton vor allem in tropischen Klimazonen wie Regenwäldern. Das Mineral entsteht, wenn Gestein und Sediment über Millionen von Jahren durch Wasser ausgewaschen werden, bis alle anderen Mineralien verschwunden sind – ein Prozess, der enorme Mengen Niederschlag erfordert. Briony Horgan, Professorin für Planetenwissenschaften und Langzeitplanerin der „Perseverance“-Mission, betont die Bedeutung der Entdeckung: „Man braucht so viel Wasser, dass wir denken, die Steine könnten Beweise für ein altes, wärmeres und feuchteres Klima sein, in dem es Millionen von Jahren lang regnete.“
Die Kaolinit-Fragmente, die von Kieselsteingröße bis zu Felsbrocken reichen, wurden mit den Instrumenten SuperCam und Mastcam-Z des Rovers untersucht und mit ähnlichen Gesteinen von der Erde verglichen. Broz verglich die Mars-Proben mit Gesteinsproben aus der Nähe von San Diego in Kalifornien und aus Südafrika – die Übereinstimmung war verblüffend.
Mars-Rätsel: Woher stammen die weißen Steine?
Doch die weißen Steine bergen auch ein Geheimnis: Niemand weiß, woher sie stammen. „Sie zeichnen eindeutig ein unglaubliches Wasser-Ereignis auf, aber woher kamen sie?“, fragt Horgan. In der Nähe gibt es keine größeren Vorkommen, aus denen die über den gesamten Missionspfad verstreuten Steine stammen könnten. Möglicherweise wurden sie durch einen Fluss in den ehemaligen Jezero-See gespült, der etwa doppelt so groß wie der Lake Tahoe war. Oder sie wurden durch einen Einschlag in den Krater geschleudert.
Die Entdeckung hat auch Implikationen für die Suche nach Leben auf dem Mars. „Alles Leben nutzt Wasser“, sagt Broz. „Wenn wir also an die Möglichkeit denken, dass diese Gesteine auf dem Mars eine durch Regen angetriebene Umgebung repräsentieren, dann ist das ein wirklich unglaublicher, bewohnbarer Ort, an dem Leben hätte gedeihen können, falls es jemals auf dem Mars existiert hat.“
Größere Kaolinit-Vorkommen auf dem Mars wurden aus dem Orbit entdeckt
Satellitenbilder haben bereits größere Kaolinit-Vorkommen an anderen Stellen des Mars gezeigt. Doch bis ein Rover diese erreicht, bleiben die kleinen Steine die einzigen Beweise vor Ort für die dramatische Klimageschichte des Planeten – und für eine Zeit, als der Mars vielleicht gar nicht so rot, kalt und trocken war.
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